Tarotkarten legen: Das müssen Sie wissen (2024)

Tarotkarten legen: Funktioniert es wirklich – und welche Wissenschaft steckt dahinter?

2,3 Milliarden US-Dollar. Darauf beläuft sich laut Marktanalyse von IBISWorld der geschätzte Umsatz der sogenannte "Psychic Services", also den Unternehmen und Firmen, die "Dienstleistungen in den Bereichen Astrologie, Aura-Lesen, Medium, Tarotkartenlegen und Handlesen sowie andere metaphysische Anwendungen" anbieten. Tendenz: steigend.

Es scheint fast so, als würde der Ruf nach emotionaler – und vor allem spiritueller – Rückendeckung in beängstigenden Zeiten von globalen Umbrüchen und Unruhen immer lauter werden. Und so resümierte auch Dr. Annegret Wolf, Wissenschaftlerin am Institut für Psychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, bereits 2022 in VOGUE: "Wir alle brauchen irgendetwas, woran wir glauben können. Etwas, das uns dabei hilft, das Unerklärliche zu erklären. Um uns Halt und Orientierung im Leben zu geben." Für manche sei dies die Wissenschaft mit ihren knallharten Daten und Fakten, für andere wiederum der Glaube an Gott und Religion – und wieder andere würden sich eben der Spiritualität und Angeboten wie Horoskopen oder auch Tarotkarten zuwenden.

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Von Katharina Fuchs

Obwohl der Begriff "Tarotkarten legen" häufig Bilder von Wahrsager:innen mit Kristallkugeln heraufbeschwört, wird die oft mystische Welt des Tarots weithin eher als Werkzeug zur Selbstreflexion denn als Weissagung angesehen. Giselle La Pompe-Moore, Energieheilerin und Gründerin von Project Ajna, beschreibt Tarot als "einen spirituellen Privatdetektiv". So biete das Legen der Karten uns eine neue Art und Weise, uns selbst zu sehen, die Situationen, in denen wir uns befinden, und wie wir uns darin zurechtfinden.

Tarotkarten legen: Wie es aktuell an Beliebtheit gewinnt

Während dieser Periode kollektiver Verunsicherung ist es folglich keine große Überraschung, dass Tarot aufblüht. "Wenn sich so viel in unserem täglichen Leben verändert oder entfällt, haben wir keine andere Wahl, als uns mit dem zu konfrontieren, was bleibt – wir selbst", bemerkt La Pompe-Moore. Pandemie und Lockdown seien interessante Momente gewesen, "etwas innere Arbeit zu leisten und Bereiche unseres Lebens zu untersuchen, die wir nur schwer manövrieren können." Da Sitzungen traditionell von Angesicht zu Angesicht stattfinden, hat die Corona-Zeit zu einer verstärkten Nachfrage nach Online-Lesungen geführt, vor allem via Zoom, WhatsApp oder FaceTime.

Tarotkarten als ein spiritueller Wegweiser

"Es macht Sinn, dass wir uns in unsicheren Zeiten an die Spiritualität wenden, um nach irgendeiner Form von Orientierung zu suchen", sagt Holly Friend, Senior Foresight Writer bei der Zukunftsberatung The Future Laboratory, die die Entwicklung alternativer Spiritualität verfolgt. "Da in der Pandemie viele Menschen arbeitslos geworden sind, sich um die Gesundheit ihrer Lieben sorgen und allgemein in Bezug auf die Zukunft desillusioniert wurden, bekamen spirituelle Praktiken wie Tarot-Lesungen eine ganz neue Bedeutung."

Die in den USA lebende Tarot-Leserin und ausgebildete Sozialarbeiterin Jessica Dore führt das erhöhte Interesse am Tarotkarten legen darauf zurück, dass wir Menschen nach Werkzeugen suchen, um die gegenwärtige Instabilität zu bewältigen. "Mythisch ausgedrückt befinden wir uns kollektiv im 'Bauch des Wals'. Wir sitzen alle im Inneren, treffen Entscheidungen, und warten darauf, wieder ins Meer ausgespuckt zu werden. Tarot ist in einer Anfangsphase wie dieser besonders wirkungsvoll, weil es Archetypen und Symbole verwendet, die uns helfen können, uns an die allgemeine Handlung dessen zu gewöhnen, was wir womöglich durchmachen und warum."

Die Bildsprache eines Tarot-Decks ist der grundlegende Katalysator für uns, Dinge zu sezieren und zu diskutieren, die unser Bewusstsein nicht begreifen kann. Obwohl Dore glaubt, dass die Karten eine spezifische Bedeutung haben und nicht nur mehrdeutige, interpretierbare Bilder sind, meint sie, dass es einen greifbaren Nutzen hat, ein Bild von einer Karte dort landen zu lassen, wo es in unserem Bewusstsein landen muss. "Wenn ich mit Kund:innen arbeite, bitte ich sie oft, mir einfach zu sagen, was auftaucht, wenn sie ein bestimmtes Bild betrachten, ohne vorher zu wissen, worum es traditionell 'geht'. Was dabei herauskommt, ist tiefgründig, auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und in neun von zehn Fällen nützlicher als das, was ich gesagt hätte."

Können Tarotkarten einen Zugang zum Unterbewusstsein darstellen?

Wir alle haben blinde Flecken in unserem Bewusstsein, weswegen uns die Nutzung visueller Hilfsmittel ermöglicht, auf verschiedene Teile unseres Gehirns zuzugreifen und Dinge zu enthüllen, die wir über uns selbst nicht wussten, so Dr. Charlynn Ruan, klinische Psychologin und Gründerin der Thrive Psychology Group, Inc, einer auf Frauen ausgerichteten Gruppenpraxis. "Unsere verbalen Fähigkeiten können einschränkend sein, wobei ein Großteil unseres Verstehens und unserer Erfahrung ohne andere visuelle oder physische Sinneseindrücke schwer zu verbalisieren ist. Deshalb sagen wir: 'Ich habe einfach ein Bauchgefühl', um etwas auszudrücken, was wir wissen, aber nicht verbalisieren können."

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