IP-Adresse - Datenschutz & Datensicherheit im Internet 2024 (2024)

Das Wichtigste zur Behandlung der IP-Adresse im Datenschutz in Kürze

  • Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass sowohl statische als auch dynamische IP-Adressen in Sachen Datenschutz als personenbezogene Daten gelten. Das bedeutet, dass sie besonders geschützt werden müssen.
  • Websitebetreiber dürfen die IP-Adresse eines Nutzers nur dann speichern, wenn dies zur Nutzung ihres Angebotes notwendig ist oder dessen Funktionsfähigkeit gewährleistet.
  • Die Speicherung der IP-Adresse eines Seitenbesuchers ist jedoch nach wie vor dann möglich, wenn ein „berechtigtes Interesse“ seitens des Websitebetreibers vorliegt.
  • Im Zuge der geplanten Vorratsdatenspeicherung – welche 2017 temporär ausgesetzt wurde – sind Internet-Provider dazu verpflichtet, die Zuweisung einer IP-Adresse zu einem Kunden zehn Wochen lang zu speichern.

EuGH-Urteil: Eine IP-Adresse ist personenbezogen

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Inhaltsverzeichnis

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IP-Adressen gelten als Hausnummern des Internets: Sie enthalten alle notwendigen Informationen, um einen Kontakt zwischen einem Computer und einem Server zu ermöglichen. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschied, dass eine IP-Adresse beim Datenschutz als personenbezogenes Datenelement gilt. Aus dieser Einschätzung ergeben sich besondere Umgangspflichten mit IP-Adressen.

Doch warum sind IP-Adressen personenbezogene Daten? Wem ist das Speichern einer IP-Adresse erlaubt? Dieser Ratgeber erläutert, wie die IP-Adresse in Sachen Datenschutz zu behandeln ist und welche gesetzlichen Bestimmungen greifen.

Wie lautet meine IP-Adresse?

Manchmal ist es hilfreich, die eigene IP-Adresse zu kennen. Wenn Sie Ihre IP-Adresse herausfinden möchten, können Sie diese bei Windows über die Eingabeaufforderung in Erfahrung bringen. Alternativ gibt es im Internet Anbieter, die Ihnen Ihre aktuelle IP-Adresse anzeigen.

Umgang mit personenbezogenen Daten: Die IP-Adresse im Fokus

Da eine IP-Adresse zu einer Person zurückführen kann, entschied der EuGH, dass eine Einteilung als personenbezogene Information notwendig ist. Dies zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Denn diese besonderen Daten dürfen gemäß Bundesdatenschutzgesetz nur dann erhoben, gespeichert und verwertet werden, wenn dies auch notwendig ist.

Diese Vorgabe stellt Websitebetreiber allerdings vor ein Dilemma: Viele Tools und Einstellungen speichern die IP-Adressen der Website-Besucher automatisch ab. Dies ist laut Gesetz nur unter anderem erlaubt, wenn:

die Übermittlung für die Wahrung eines wichtigen öffentlichen Interesses oder zur Geltendmachung, Ausübung oder Verteidigung von Rechtsansprüchen vor Gericht erforderlich ist. (§ 4c BDSG)

Auf letzteres beziehen sich in der Regel Websitebetreiber, um die Erhebung der IP-Adresse zu rechtfertigen.

Gemäß § 4 BDSG muss jeder Seitenbesucher über die Erhebung seiner personenbezogenen Daten informiert werden. Hierfür ist eine Datenschutzerklärung notwendig.

Wer darf eine IP-Adresse speichern?

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Doch das EuGH-Urteil bedeutet nicht, dass keiner mehr eine IP-Adresse speichern darf. Erlaubt ist dies nach wie vor, wenn Sicherheits- oder Funktionalitätsinteressen dem Datenschutz der Seitenbesucher überwiegen.

Wann dies zutrifft, muss im Zweifel jedoch im Einzelfall geprüft werden.

Vorratsdatenspeicherung: Internet-Provider müssen die IP-Adresse speichern

Die Vorratsdatenspeicherung ist ein Beispiel, bei welchem das Sicherheitsinteresse höher eingestuft wurde als der Datenschutz. Die IP-Adresse, welche einer Person zugewiesen wurde, sowie Zeit und Dauer der Internetnutzung müssen von den Internet-Providern gemäß gesetzlicher Richtlinien zehn Wochen lang gespeichert werden.

Diese Informationen sollen der Verfolgung von Straftätern dienen. Die Vorratsdatenspeicherung sollte zum 01.07.2017 in Kraft treten.

Allerdings wurde die Vorratsdatenspeicherung vorrübergehend ausgesetzt. Es steht zu erwarten, dass sie erst im Jahr 2018 wieder aktiviert wird.

Dilemma um Server-Logfiles: Steht die Speicherung der IP-Adresse dem Datenschutz entgegen?

Angesichts der Rechtslage ist die Zulässigkeit der sogenannten Server-Logfiles, welche nicht nur die IP-Adresse eines Besuchers, sondern auch der verwendete Browser und das genutzte Betriebssystem nebst genauem Zugriffszeitpunkt speichern, sehr fragwürdig.

Websitebetreiber argumentieren mit der Notwendigkeit, im Falle von Cyberattacken oder widerrechtlichen Nutzungen der Seite nachvollziehen zu müssen, wer die Tat begangen hat. Bis eine einschlägige Gerichtsentscheidung zu den Logfiles gefällt wird, sollten Sie auf die Erhebung der Daten in der Datenschutzerklärung Ihrer Website hinweisen.

Auch bei der Nutzung von Google Analytics wird die die digitale Hausnummer der Nutzer gespeichert. Für eine datenschutzkonforme Einbindung von Google Analytics ist es daher notwendig, jede IP-Adresse zu anonymisieren.

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Über den Autor

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Louisa N.

Louisa hat Informatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin studiert und mehrere Jahre im Bereich IT-Sicherheit gearbeitet. Seit 2018 ist sie Redakteurin bei datenschutz.org und unterstützt unser Team mit ihrer Expertise. Ihre Texte befassen sich u. a. mit Themen wie Datenlöschung und Datenrettung.

IP-Adresse - Datenschutz & Datensicherheit im Internet 2024 (2024)

FAQs

IP-Adresse - Datenschutz & Datensicherheit im Internet 2024? ›

Die IP-Adresse, welche einer Person zugewiesen wurde, sowie Zeit und Dauer der Internetnutzung müssen von den Internet-Providern gemäß gesetzlicher Richtlinien zehn Wochen lang gespeichert werden. Diese Informationen sollen der Verfolgung von Straftätern dienen.

Wann wird die IP-Adresse gelöscht? ›

Nach Zweckerreichung werden die IP-Adressen unverzüglich gelöscht. Unter den Voraussetzungen von § 16 Absatz 4 Satz 1 BbgEGovG werden die IP-Adressen für maximal 3 Monate gespeichert.

Wie lange werden IP-Adressen in Deutschland gespeichert? ›

Deutsche Telekom AG bis zu 7 Tage ▪ Vodafone bis zu 7 Tage ▪ Telefonica bis zu 7 Tage ▪ 1&1 Versatel zukünftig bis zu 7 Tage ▪ Freenet selbst für 0 Tage Page 2 c) Quick-Freeze bei IP-Adressen Daten beim TK-Anbieter können nur zu bereits bekannten Anschlussinhabern eingefroren werden.

Sind IP-Adressen personenbezogene Daten Dsgvo? ›

Deutsche Datenschutzaufsichtsbehörden haben seit vielen Jahren die Ansicht vertreten, dass IP-Adressen stets personenbezogene Daten darstellen, und geben in der Regel keine Begründung dafür an. Dies ist auch in der finalen Fassung der DSK-Orientierungshilfe Telemedien der Fall.

Wann ändert sich die IP-Adresse? ›

Bei normalen Internetanschlüssen mit einer sogenannten dynamischen IP-Adresse kann sich die IP-Adresse oft ändern, manchmal sogar täglich. Dies ist besonders bei dynamischen IP-Adressen der Fall. Wenn Sie eine DSL- oder Kabelverbindung nutzen, ändert sich Ihre IP-Adresse normalerweise nicht so häufig.

Kann die Polizei IP-Adresse zurückverfolgen? ›

Die Polizei kann von einem Internetdienstanbieter oder VPN-Anbieter Informationen über eine IP-Adresse anfordern. Inwieweit sie dabei kooperiert, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, z. B. von der Gerichtsbarkeit und den Datenschutzgesetzen des Landes.

Wie lange darf IP-Adresse gespeichert werden? ›

§ 176 Abs. 1 TKG: Telekommunikationsprovider (Anbieter öffentlich zugänglicher Telekommunikationsdienste, z.B. Telekom) sind berechtigt und verpflichtet IP-Adressen 10 Wochen lang zu speichern (ursprünglich in § 113 a, b TKG geregelt).

Wie lange speichert Telekom die IP-Adresse? ›

Die IP-Adresse wird nur gespeichert, um Missbrauch aufzudecken, der beispielsweise mit Spam, Viren oder „Würmern“ betrieben wird. Darüber hinaus können wir Störungen in unserem Netz frühzeitig erkennen und beseitigen. Dazu speichern wir Ihre IP-Adresse für sieben Tage ab Ende der Verbindung.

In welchen Ländern gibt es Vorratsdatenspeicherung? ›

Einige Staaten speichern Daten jeweils bis zu 6 Monate lang: Dazu zählen Bulgarien, Schweden und die Tschechische Republik. Doppelt so lange, also ein Jahr lang, können Daten in Dänemark, Frankreich, Griechenland und Polen gespeichert werden.

Haben wir aktuell Vorratsdatenspeicherung? ›

Ja. Die anlasslose Vorratsdatenspeicherung wird in Deutschland bereits seit mehreren Jahren nicht mehr durchgesetzt, nachdem ein Gericht entschieden hatte, dass auch die deutsche Vorratsdatenspeicherung eindeutig gegen die europäischen Grundrechte verstößt.

Wie lange werden meine Daten im Internet gespeichert? ›

Die IP-Adresse, welche einer Person zugewiesen wurde, sowie Zeit und Dauer der Internetnutzung müssen von den Internet-Providern gemäß gesetzlicher Richtlinien zehn Wochen lang gespeichert werden. Diese Informationen sollen der Verfolgung von Straftätern dienen.

Welche Daten dürfen nicht weitergegeben werden? ›

Daten, aus denen die rassische oder ethnische Herkunft, politische Meinungen, religiöse oder weltanschauliche Überzeugungen oder die Gewerkschaftszugehörigkeit hervorgehen, genetische Daten, biometrische Daten zur eindeutigen Identifizierung einer natürlichen Person, Gesundheitsdaten und.

Wie lange bleiben Internet Daten gespeichert? ›

Haben Sie keine entsprechenden Einstellungen vorgenommen, überwacht ihr Router Ihr Surfverhalten nicht. Unabhängig davon wird Ihr Internetverlauf laut Gesetz für 6 Monate beim Provider gespeichert.

Hat ein Handy eine eigene IP-Adresse? ›

Die IP-Adresse ist die Identität, die Signatur und der Fingerabdruck aller mit dem Netz verbundenen Geräte. Jede Adresse ist einzigartig, und jedes Gerät hat seine eigene IP-Adresse, von Ihrem Computer über Ihr Mobiltelefon bis hin zu IoT-verbundenen Geräten wie einem Smart-TV.

Hat ein Handy immer die gleiche IP-Adresse? ›

Sobald ein Smartphone mit einem Netzwerk verbunden ist, wird ihm eine IP-Adresse zugewiesen. Das geschieht meist automatisch, entweder durch den Internetprovider oder den Router eines lokalen Netzes. Dabei ist die IP-Adresse nicht universell gültig: Für jedes verbundene Netzwerk wird eine eigene IP-Adresse benötigt.

Hat ein PC immer die gleiche IP-Adresse? ›

Jeder Computer, der mit dem Internet verbunden ist, hat eine Internet Protocol (IP) Adresse. Allerdings sehen nicht alle IP-Adressen gleich aus oder verhalten sich gleich. Den Unterschied zwischen dynamischen und statischen IPs zu verstehen ist wichtig, wenn du mit Computernetzwerken oder Servern arbeitest.

Wie oft ändert sich die IP-Adresse? ›

Eine dynamische IP-Adresse ist eine Kennung, durch die sich Computer mit dem Internet verbinden können und die sich theoretisch alle 24 stunden ändert. Viele Dienste im Internet, wie beispielsweise Webseiten, haben in der Regel sogenannte feste – statische – IP-Adressen.

Kann man eine IP-Adresse löschen? ›

So löschen Sie IP-Adressen vom DHCP-Service (DHCP Manager)
  1. Wählen Sie in DHCP Manager die Registerkarte „Adressen“. ...
  2. Wählen Sie das Netzwerk der IP-Adresse.
  3. Wählen Sie eine oder mehrere zu löschende IP-Adressen. ...
  4. Wählen Sie „Löschen“ im Menü „Bearbeiten“ aus.

Wie lange dürfen Verbindungsdaten gespeichert werden? ›

Hiernach sind Telekommunikationsdienstleister verpflichtet, Standortdaten für vier Wochen und genau bezeichnete Verkehrsdaten, die bei der Telekommunikation anfallen, zehn Wochen im Inland zu speichern und Strafverfolgungsbehörden auf Anfrage bereitzustellen.

Kann sich die IP-Adresse automatisch ändern? ›

So ändern Sie Ihre IP-Adresse automatisch. Sie können die IP-Adresse Ihres Geräts automatisch ändern, indem Sie sich mit einem VPN oder einem Proxy-Server verbinden. Die IP-Adresse Ihres Geräts ändert sich, aber die IP-Adresse anderer Geräte in Ihrem Netzwerk ändert sich nicht.

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Author: Arielle Torp

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