Eine Glasfaserleitung ist der beste Weg um ins Internet zu kommen. Sie ist auf die nächsten Jahre – wenn nicht gar Jahrzehnte – gesehen zukunftssicher und ausreichend in Sachen Kapazität. Doch gleichzeitig ist die Verlegung von Glasfaser bis zu jedem Haushalt sehr teuer und aufwändig.
Da inzwischen auch die breite Masse der Bevölkerung weiß, dass ein Glasfaser-Anschluss gut ist, nutzen dass die Anbieter für ihr Marketing. Selbst dann, wenn sie gar keinen Glasfaseranschluss verlegen. Dafür sind die Marketing-Abteilungen kreativ: „Glasfaser-Power“ nennt es der eine, „Glasfaser-Koaxial-Netz“ der nächste und wieder ein anderer will schon mehr als 23 Millionen Glasfaserkunden in Deutschland in seiner Bilanz haben.
FTTH: Glasfaser in Reinkultur
- Glasfaser bis in die Wohnung
- Mehrere Gigabit im Up- und Down-Stream möglich
- Einsatzgebiet: Neubau-Projekte oder Einfamilienhäuser
- Zukunftssicher
Streng genommen gibt es nur eine Form, die als echter-Glasfaser-Anschluss gewertet werden kann. Sie heißt im Fachjargon FTTH. FTTH steht für „Fibre to the Home“, also das „Glasfaser bis nach Hause“. Damit ist deine Wohnung gemeint.
Diese Form des Glasfaser-Anschlusses ist jedoch gleichzeitig auch vergleichsweise selten – noch. Der Grund: Sie ist teuer beim Verlegen und bei bestehenden Häusern muss nicht nur das Haus mit einem neuen Kabel angeschlossen, sondern auch noch Kabel in die verschiedenen Wohnungen verlegt werden. Inzwischen bauen aber deutschlandweit zahlreiche Anbieter FTTH aus. Allein die Telekom will jährlich mehr als drei Millionen Haushalte anbinden. Immerhin: Jeder dritte Haushalt in Deutschland war Ende 2023 mit Glasfaser FTTH/B versorgt (32,1 Prozent). Allerdings nach der Definitionsart „Homes Passed“. Das bedeutet, dass mindestens eine dedizierte Glasfaseranschlussleitung oder ein Leerrohrsystem für FTTB/H verlegt ist. Gleichzeitig darf die bestehende Glasfaser maximal in 20 Meter Entfernung am Grundstück vorbeiführen. Teilweise liegt sich auch schon auf dem Grundstück, ist aber noch nicht mit dem Hausnetz verbunden.
Doch wenn keine Leerrohre im Treppenhaus oder in Versorgungsschächten liegen, wird FTTH aufwändig und verursacht zusätzliche Kosten. Wenn im Haus eine Kernsanierung ansteht oder beim Bau Leerrohre verlegt wurden, hat FTTH gute Chance, günstig und schnell in deine Wohnung zu legen. Das Problem: Eine Zustimmung des Eigentümers ist notwendig. Laut Gesetz muss er sie erteilen, doch das geschieht nicht immer.
Wo gibt es FTTH?
Zum Einsatz kommt FTTH heute nahezu konsequent bei größeren Neubauprojekten. Statt DSL-Anschlüsse und somit Kupferleitungen zu verlegen, kommen hier direkt jene Anschlüsse in die Wand, die nach derzeitigem Stand der Technik für die nächsten Jahrzehnte und somit für die Zukunft ausreichen werden.
Außerdem spielt FTTH bereits in der Flächenversorgung eine Rolle. Vor allem in ländlichen, bislang unterversorgten Gebieten verlegen die Anbieter inzwischen die Glasfaserleitung bis zu dir nach Hause. Der Grund: Für das vermeintlich günstigere VDSL stehen die Häuser dort oftmals zu weit auseinander. Und bei alleinstehenden Häusern spielt die Verkabelung im Haus auch keine Rolle. Eine VATM-Marktstudie von 2024 geht davon aus, dass Mitte 20024 technisch 18,9 Millionen Anschlüsse möglich sind – als Homes Passed. 8,1 Millionen Haushalte sind mit einer Leitung bis in die eigenen vier Wände versorgt. Tatsächlich aktiv sind aber nur 4,6 Millionen.
Wie bekomme ich einen FTTH-Anschluss?
Es gibt kaum eine Möglichkeit, einen FTTH-Anschluss in die eigene Wohnung zu bekommen, wenn nicht ohnehin ein Anbieter im Wohngebiet ausbaut. Denn für einen Glasfaseranschluss bis in die Wohnung sind größere Bauarbeiten notwendig. Zudem kommt besondere Technik im Netz zum Einsatz, sodass es nicht mit einer Glasfaserleitung von der Vermittlungsstelle zum Kunden getan ist.
Einige Anbieter sondieren in ländlichen Gebieten die Lage in einem Ort und bitten die möglichen Kunden um Vorverträge. Nur wenn eine vorher festgelegte Anzahl an möglichen Verträgen zustande kommt, beginnen die Ausbauarbeiten in dem Ort.
Andere Anbieter setzte auf eine sogenannte Push-Vermarktung. Das heißt, sie schließen alle Häuser und Wohnungen an, die dem Anschluss zugestimmt haben. Dabei gibt es für Mieter und Eigentümer der Wohnungen eine Menge zu beachten, wenn ein Anbieter das Haus anschließen will.
Wichtiger Hinweis der Telekom: Wer als Immobilienbesitzer einen Glasfaseranschluss haben will, muss das Einverständnis geben, den neuen Anschluss zu legen. Auch wer zur Miete wohnt, kann den Glasfaseranschluss bei der Telekom beantragen: Sie kontaktiert die Vermieterinnen. Dann wird besprochen, wo die Glasfaser ins Haus kommt und wie sie im Haus verläuft. Solange dem Vermieter keine Kosten entstehen, kann dieser seine Zustimmung nicht verweigern, so die Telekom.
Jetzt weiterlesen Telekom baut Glasfasernetz aus: So kommst du an den AnschlussMehr Breitband für mich
Eine Möglichkeit, einen FTTH-Anschluss auf Bestellung zu bekommen, gibt es bei der Telekom durch das Programm „Mehr Breitband für mich“ (MBfm). Hier hast du als Glasfaser-interessierter Kunden die Möglichkeit, dir individuell die Kosten für einen Glasfaseranschluss berechnen zu lassen. Doch Vorsicht: Schon der Kostenvoranschlag ist kostenpflichtig und wird mit 100 Euro berechnet.
Die Kosten für einen solchen individuellen Anschluss sind aber enorm hoch und können schnell mehrere zehntausend Euro betragen. Die Telekom selbst spricht von durchschnittlich 20.000 Euro. Eine wirkliche Lösung eines Breitband-Problems ist das nicht. Wer sich allerdings mit seinen direkten Nachbarn einig ist, der kann sich die Kosten der Telekom für den Ausbau mehrerer Haushalte teilen. Das betrifft nicht nur das gleiche Haus, sondern auch Nachbarhäuser, an denen die Glasfasertrasse vorbeigehen würde. Dennoch musst du von einer hohen vier bis fünfstelligen Rechnung ausgehen.
Abschließend unser Tipp mit Blick auf die Zukunft: Bei einer Sanierung des Treppenhauses möglichst Leerrohre bis in den Keller verlegen. Das erleichtert später einen echten Glasfaseranschluss im Haus. Dieser Schritt sollte auch vollzogen werden, wenn noch kein Ausbau durch einen Anbieter angekündigt ist.
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FTTB: Das Glasfaser-Kabel liegt im Keller
- Glasfaser bis ins Gebäude
- 500 bis 1.000 Mbit/s möglich
- Einsatzgebiet: Bestehende Mehrfamilienhäuser
- Vor allem bei Bestandsgebäuden mit Glasfaser-Anschluss
FTTB wird wohl die Netzinfrastruktur werden, die in den kommenden Jahren zunehmend ausgebaut wird, wenn es kein direktes FTTH-Netz wird. Die Abkürzung bedeutet „Fibre to the Building“ – wörtlich also „Glasfaser bis zum Gebäude“. Das Glasfaserkabel endet also im Keller oder im Technikraum eines Mehrfamilienhauses. Das optische Signal mit den Daten kommt also immerhin bis ins eigene Gebäude oder zumindest einen zentralen Raum des Wohnobjektes.
Vom Netzabschlusspunkt muss das Datensignal noch weiter bis in die Wohnungen verteilt werden. Dazu lässt sich die Telekom-Kupferdoppelader nutzen. Mehrere hundert Megabit pro Sekunde sind über elektrische Signale möglich.
Dazu lassen sich spezielle Verfahren einsetzen. Eines trägt beispielsweise den Namen G.fast. G.fast ist ein Datenturbo für die Kupferleitung, funktioniert aber nur auf einer sehr, sehr kurzen Strecke. Länger als eine Leitung vom Keller bis ins oberste Stockwerk sollte eine Leitung dafür nicht sein. Immerhin lassen sich auch auf diesem Weg Anschlüsse mit bis zu 1 Gbit/s im Downstream realisieren. Danach ist jedoch – zumindest heute – technisch die Leitung ausgereizt.
Die Versorgung mit FTTB setzt genauso wie FTTH eine Genehmigung des Hauseigentümers voraus, dass eine neue Leitung durch die Mauern des Gebäudes gelegt werden darf. Damit verbunden sein kann je nach örtlicher Gegebenheit auch das Aufgraben eines Vorgartens. Es gibt jedoch auch Verfahren, mit denen sich das vermeiden lässt, beispielsweise mit einem Spülbohrverfahren oder einer Erdrakete.
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Wie bekomme ich einen FTTB-Anschluss?
Im Grunde gilt für den FTTB-Ausbau ähnliches wie für den FTTH-Ausbau: Entweder haben Anbieter den Ausbau in einer Region geplant und der Hauseigentümer macht mit – oder eben nicht. Die Telekom, aber vor allem auch die Wettbewerber, setzen regelmäßig auf Vorvermarktungen oder Markterkundungsverfahren, um dann möglichst ganze Orte oder Siedlungen mit Glasfaser bis zum Gebäude erschließen zu können. Hier ist es wichtig, sich entsprechend zu beteiligen.
Unser Tipp: FTTB wird von den Anbietern in der Regel pro Straßenzug ausgebaut. Die Erschließungsarbeiten ins Haus sind dann oft deutlich vergünstigt oder gar kostenlos. Muss der Bagger später noch einmal anrollen, weil ein Kunde oder ein Haus erst später angeschlossen werden will, können die Kosten dafür schnell vierstellig werden. Selbst wer keinen Anbieterwechsel in Erwägung zieht oder Gigabit-Datenraten braucht, sollte diesen Arbeiten zustimmen. Ein späterer Käufer der Wohnung oder die eigenen Kinder werden es danken. Einen unterschriebenen Laufzeitvertrag wollen die wenigstens Anbieter direkt sehen, wenn ein Ausbau erst einmal beschlossen ist.
FTTC: Die Möchtegern-Glasfaser-Leitung heißt VDSL
- Glasfaserleitung nur bis zum Verzweigerkasten
- Maximal 250 Mbit/s möglich
- Einsatzgebiet: Bundesweit
- Schneller Breitbandausbau auf Basis des Telefonnetzes
- Dient nur als Brückentechnologie
FTTC kennen als Abkürzung nur die wirklichen Experten der Branche: Es steht für „Fibre to the Cabinet“ oder „Fibre to the Curb“. Übersetzt heißt das so viel wie „Glasfaser bis zum Technikschrank“ beziehungsweise „Glasfaser bis zum Bürgersteig“. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als VDSL (oder auch VDSL Vectoring / VDSL Super Vectoring). Eine weitere manchmal genutzte Bezeichnung ist FTTN – „Fiber to the Node“ – dem Knotenpunkt des Netzes.
Aber ist VDSL ein Glasfaser-Anschluss? Da streiten sich die Geister. Die Deutsche Telekom fasst seit geraumer Zeit in ihrer Kommunikation VDSL unter die Rubrik Glasfaser-Anschlüsse. Doch tatsächlich ist die Glasfaser-Leitung für die Kunden oft mehrere hundert Meter weit weg. Sie endet in dem grauen Kasten auf dem Bürgersteig. Hier wird das optische Signal wieder in ein elektrisches Signal gewandelt. Zwischen der Glasfaserleitung und dem Kunden ist somit unter Umständen schon Jahrzehnte alte Kupferleitung, über die schon die Großeltern telefoniert haben. Immerhin lassen sich aus ihr heute schon 250 MBit/s herausziehen.
Vor- und Nachteile des VDSL-Ausbau
Der Vorteil: Mit FTTC-Technik lassen sich deutlich mehr Haushalte deutlich günstiger erschließen, als es mit FTTB oder FTTH im gleichen Zeitraum oder zu gleichen Kosten möglich wäre. Außerdem müssen die Anbieter weder neue Leitungen zum Gebäude noch die Verkabelung innerhalb des Gebäudes neu verlegen.
Der Nachteil: Durch die Nutzung der Kupfertechnik in der sogenannten Letzten Meile gilt VDSL nicht als zukunftsfähig im Sinne einer Gigabit-Gesellschaft. Bei 250 MBit/s im Downstream ist derzeit Schluss – und das auch nur, wenn die Kupferkabel zum Endkunden entsprechend kurz sind. Und: Dort wo durch einen VDSL-Ausbau die für den Moment ausreichenden Datenraten von 50 bis 250 Mbit/s ankommen, wird ein Glasfaserausbau schnell unrentabel.
VDSL, Vectoring und Supervectoring Was sind die Unterschiede, Vorteile und Nachteile?Kabel-Glasfaser: Was ist ein Glasfaser-Koaxial-Anschluss?
- Im Prinzip Kupfer-Netz mit Glasfaser-Anbindung
- Derzeit bis zu 1 Gbit/s möglich
- Derzeit langsamer Upsteam
- Einsatzgebiet: Bundesweit
Wenn ein Anbieter mit Glasfaser-Koaxial-Anschlüssen wirbt, verbirgt sich dahinter ein TV-Kabel-Anschluss. Der Fachbegriff dafür: Hybrid Fiber Coax (HFC). Dieser Anschluss wird mindestens auf den letzten Metern im Haus, oft aber auch bis zum nächsten Verstärkerpunkt auf dem Bürgersteig oder noch weit darüber hinaus mit einem Koaxial-Kabel realisiert. Dabei handelt es sich um ein (idealerweise) abgeschirmtes Antennenkabel aus Kupfer. Dieses ist auch durch den eingesetzten Übertragungsstandard leistungsfähiger als die Kupferdoppelader der Telekom.
Wo der Übergang von Glasfaser auf das Antennenkabel erfolgt, ist unterschiedlich. In einigen Neubauregionen oder dort, wo es entsprechende Rahmenverträge gibt, erfolgt die Übergabe wie bei FTTB im Keller eines Gebäudes. Der Übergabepunkt kann aber auch mehrere hundert Meter oder sogar mehrere Kilometer weit weg sein. Im Gegensatz zum Telefonkabel ist aber die Länge nicht ausschlaggebend für die Performance der Leitung.
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Viel entscheidender ist, wie viele Kunden sich einen sogenannten Cluster, also einen Anschlusspunkt, teilen. Sind es zu viele, wird die Leitung langsam. Der Fachbegriff hierfür lautet Shared Medium. Mit der Segmentierung rückt auch das Glasfaserkabel näher an die Haushalte. Damit werden die Anschlüsse indirekt schneller, da sich weniger Kunden ein Breitband-Segment teilen müssen und mehr Kapazität vorhanden ist.
Internet per Kabel So kommt Gigabit-Internet aus dem TV-KabelWeitere Fragen rund um Internet per Glasfaser
Was bedeutet FTTX?
FTTX steht lediglich für eine beliebige Art der Glasfaser-Netzversorgung. Das X ist also der Platzhalter für FTTC, FTTB oder -H. Es gibt auch noch weitere Abkürzungen, die jedoch im deutschen Markt kaum eine Rolle und in der Endkundenkommunikation gar keine Rolle spielen. So ist mit FTTdp „Fiber to the Distribution Point“ gemeint, ein Verfahren, das in der Schweiz zum Einsatz kommt. Dabei handelt es sich um einen Knotenpunkt zwischen Haus und Kabelverzweiger, der aber im deutschen Netz nicht existiert.
Was ist GPON?
GPON ist die in Deutschland am häufigsten verwendete Methode, echte Glasfaseranschlüsse (FTTH) umzusetzen. Nahezu alle Anbieter setzen sie ein. Dabei handelt es sich um eine passive Versorgung des Netzes, bei der 32 bis 64 Haushalte hinter einem Hausanschluss mit derselben Glasfaser versorgt werden. Die Kunden teilen sich also eine Leitung – in etwa wie bei einem Kabel-Anschluss. Somit ist sogar ein FTTH-Anschluss technisch ein Shared Medium, was in der Praxis aber kaum eine Rolle spielen dürfte, da kaum alle Haushalte gleichzeitig mit 1 Gbit/s Daten aus dem Netz laden werden. Und wenn doch, steht mit XGS-PON schon der nächste, noch schnellere Standard in den Startlöchern. Die Telekom setzt ihn in den ersten Regionen bereits ein und bietet hier bis zu 2 Gbit/s im Down- und 1 Gbit/s im Upstream für Privatkunden.
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Warum dauert der Glasfaser-Ausbau so lange?
Das Problem in Deutschland ist, dass es in vielen Regionen keine Leerrohr-Infrastruktur gibt, die genutzt werden könnte, um Glasfasern zu verlegen. In der Konsequenz müssen Bagger rollen oder Leerrohre mit anderen Verfahren verlegt werden. Das ist nicht nur teuer, sondern auch zeitaufwändig. Branchenkenner sagen, es gäbe in Deutschland nicht genügend Tiefbaukapazität, um einen flächendeckenden Ausbau mit FTTB/H in den kommenden zehn Jahre zu ermöglichen. Schon heute berichten einzelne Anbieter, dass sie Unternehmen aus Süd- oder Osteuropa beschäftigen um die Gebiete, in denen sie ausbauen wollen, versorgen zu können.
In (Groß-)städten wiederum ist das Problem, dass es keinen wirklichen Bedarf nach echter Glasfaserinfrastruktur gibt. Durch die Kabelnetze sind schon seit Jahren 100 Mbit/s und mehr möglich, mittlerweile sind gar 1 Gbit/s (also 1.000 Mbit/s) möglich. Mit VDSL sind es bis zu 250 MBit/s im Downstream. Deswegen ist es in diesen aus heutiger Sicht schon gut versorgten Regionen nicht rentabel, echte Glasfasernetze auszubauen. Ausnahme sind Ausbauarbeiten der bestehenden Anbieter, die ihre Netze verdichten um so mehr Kapazität zu schaffen. Das erfolgt vor allem beim Kabelnetz. Langfristig gehen aber alle Branchenkenner davon aus, dass Glasfasernetze dennoch bis zum Haus der Kunden verlegt werden müssen. Das politische Ziel lautet, bis 2030 Glasfaser in ganz Deutschland zu ermöglichen.
Brauchen wir bei 5G überhaupt noch Glasfasernetze?
Die neuen 5G-Netze bieten unter anderem Gigabit-Datenratenraten per Mobilfunk – zumindest in Großstädten. In einem Teilbereich soll 5G auch dafür genutzt werden, die letzte Meile zu den Kunden zu überbrücken und so schnelle Internetanschlüsse ins Haus zu bringen. Abgesehen von möglichen qualitativen Problemen auf der Funkstrecke stellt sich aber auch hier die Frage der Auslastung und des Phänomens der Überlastung durch ein Shared Medium – in diesem Fall Mobilfunk.
Doch auch wenn die letzten Meter zum Handy oder ins Haus per Funk kommen: Der Datentransport muss früher oder später per Glasfasernetz erfolgen. Hier werden sich im Laufe der Zeit mehrere Synergieeffekte ergeben, sofern die Mobilfunkanbieter bereit sind, Glasfaservorleistungen bei alternativen Anbietern einzukaufen. Schon heute nutzen Telekom und Vodafone zum Teil Möglichkeiten im eigenen Unternehmen: Beide nutzen ihre Festnetz-Infrastruktur für die Zuführung von Signalen zu ihren Mobilfunkmasten.
Da auch auf dem Land 5G-Netze benötigt werden, wenn über die autonomes Fahren mit dem Auto sowie die Steuerung von landwirtschaftlichen Fahrzeugen realisiert werden sollen, wächst die Chance, dass Glasfasernetze eines Tages wirklich bis zum letzten Bauernhof verlegt werden. Denn für das autonome Fahren sind geringe Latenzzeiten notwendig. Diese lassen sich nur mit einer Glasfaser-Anbindung realisieren, nicht mit den heute oft eingesetzten Richtfunksystemen. Ein Beispiel, wie aufwändig Sendemasten mit Glasfaserleitungen erschlossen werden, haben wir in einer Reportage dokumentiert.
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